Home
Über mich
Aktuelles
Einsatzgebiete
Einsatzbeispiele
Photos
Musical SIMON
ABC
Informative Links
Kontakt
Impressum
Gästebuch
 


am 26.02.2015 in der FAZ erschienen

Zum Nachlesen:
http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/gebaerdendolmetscher-mit-haenden-und-wuergen-13450767.html

Leider entspricht das Ergebnis des Interviews nicht dem, was meine Kollegin und ich uns erhofft hatten. Der Titel war bereits ein kleiner Schock.
Unser Ziel war es, die Situation umfangreichend darzulegen - mit den positiven und den negativen Aspekten - aber letztlich Werbung für unseren Berufsstand zu machen. Denn wir benötigen in Hessen dringend mehr Dolmetscher/innen und freuen uns über jede/n neue/n Kollegen/in.

In den letzten Jahren hat sich in unserem Bundesland sehr vieles verbessert. Auch besonders dank der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen der Tauben- bzw. Gehörlosengemeinschaft und unserem Berufsverband, der LAG Hessen (www.lag-hessen.info).

Am 05.03.2015 hat der LVGH (www.gl-hessen.de) eine sehr diffamierende Stellungnahme zum o.g. Artikel veröffentlicht. Bedauerlicherweise, ohne vorab den Vorstand der LAG Hessen zu kontaktieren. So hätten sicherlich viele Misverständnisse geklärt werden können.

Ich denke, ich kann für all meine Kollegen/innen sprechen, wenn ich sage, dass wir unseren Beruf lieben und mit Leidenschaft ausüben.
Ein Journalist mag die Situation als Außenstehender anders sehen und negativer bewerten. - Das ist sein gutes Recht. Wir haben in Deutschland Pressefreiheit. Ein Journalist recherchiert und bewertet nach eigenem Maß. Es war nur schade, dass im Artikel so viele Begrifflichkeiten und Fakten nicht zeitgemäß oder falsch genannt bzw. wiedergegeben wurden.
Es war nicht möglich, den Text vor Veröffentlichung gegenzulesen, das sei laut des Journalisten prinzipiell nicht möglich. Gern hätten wir zumindest die ganz groben faktischen Schnitzer wie "helfen", "betreuen", "Sprechende" statt "Hörende" und falsche Auskünfte zu Aus- und Weiterbildung vermieden.
Besonders unschön auch die falsche Deutungen der Verdolmetschung im Schlußsatz. Das Nicken meiner Kollegin war keinesfalls eine durch ihre eigene Wertung gefärbte Verdolmetschung, sondern mimischer Teil der verdolmetschten Aussage des Redners. Ein krönender Abschluß für einen wenig glanzvollen Bericht.

Was mich ganz persönlich betrifft kann ich sagen, dass ich meinen Beruf wirklich sehr liebe und niemals komplett in Rente gehen möchte. Mit ihm fühle ich mich so verbunden wie mit meiner Haut- und Haarfarbe.
Darum vermeide ich auch das negativ behaftete Wort "Arbeit". - Ich bin in Zeiten der Inklusion zwar durchschnittlich 50-60 Stunden in der Woche beschäftigt, aber ich gehe niemals "arbeiten", sondern dolmetschen. Nur die notwendige "Büroarbeit" bezeichne ich als solche. Büroarbeit, Vor- und Nachbereitungszeit von Einsätzen, Weiterbildung und berufspolitisches Engagement nehmen etwa 50 % dieser 50-60 Stunden ein. Diese Zeit ist unentgeltlich, und das ist auch völlig in Ordnung so.

Meine berufliche Leidenschaft ist seit Januar 2014, nach gut 10 Jahren Dolmetschtätigkeit, auch zu einer körperlichen "Leidenschaft" geworden. Meine Armentzündung (nicht wie im Artikel "Verkrampfung") trat für mich überraschend im Januar 2014 erstmalig auf. Mittlerweile sind eine zunehmende Zahl meiner Kollegen/innen davon betroffen, ich war nicht die erste und werde nicht die letzte sein.
Regelmäßige Ruhephasen, Physiotherapie und "ergonomischeres Verhalten" im Alltag sind eine gute Abhilfe.
Die empfohlene Dolmetschzeit von 4 Stunden pro Tag sollte nicht überschritten werden, das ist schon lange bekannt. Tatsächlich tun viele Dolmetscher/innen dies trotzdem. Nicht aus Unverantwortlichkeit oder Geldgier, sondern einfach, um die Flut von Aufträgen einigermaßen abzudecken.

Hessen und Deutschland braucht mehr Dolmetscher. Und vor allem: mehr Gebärdensprache - FÜR ALLE! Auch Hörende an Regelschulen. Je mehr gebärdenkompetente Menschen es gibt, desto natürlicher, kostengünstiger und erfolgreicher kann Inklusion realisiert werden!

Top